Ceres Administrator
Anmeldedatum: 23.06.2009 05:06 Beiträge: 8872
|
Verfasst am: Sa 23.12.2023 09:49 Titel: Tag 22 |
|
|
Mein Sohn, der Autist, sollte sich abnabeln. Dazu zog er in ein Wohnheim bei Aschersleben. Es war schwierig, er fühlte sich einsam und litt. Der Plan des Wohnheimes war, jeglichen Kontakt zu unterbinden, um ihn zur Anpassung zu zwingen, Bindungen zu lockern. Alex litt noch mehr fühlte sich nun einsam und verlassen. Das führte zu vermehrten Meltowns, Selbstverletzung und einer desolaten Psyche.
Daraufhin entschied ich, dass wir uns über das Wohnheim hinweg setzen - die dürfen empfehlen, aber zum Glück nicht anordnen, ihre Befehlsgewalt liegt im geringen geistigen Ideenreichtum der meisten Bewohner, wer nicht weiß, was er tun könnte, tut nichts - und häufiger telefonieren. Meistens täglich.
Alex fühlte sich damit besser, das Wohnheim stichelte immer wieder, dass man so nie selbständig würde.
Nicht schön, aber besser als die völlige Isolation.
Es ging sehr langsam voran, erst der Besuch einer Tagesklinik und die Streichung sämtlicher Beruhigungsmittel brachte eine ruckartige Verbesserung. Heute geht es Alex recht gut und wir telefonieren immer noch. Nur eben nicht mehr ständig über seine Probleme sondern mehr über den Alltag oder schöne Dinge.
Er wäre auch mit dem Wohnheim-Zwang weiter gekommen, aber mit sehr viel mehr Tränen und sehr viel langsamer. Und das ist einfach nicht nötig, denn Zeit hat er im Überfluss. |
|